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Die Theatralik der roten Sohle – Louboutin zu Gast in Berlin

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Seine Schuhe sind auf den internationalen Laufstegen von Paris bis New York zu Hause, immerhin gilt Christian Louboutin als einer der berühmtesten Designer für Damenschuhe weltweit. Am vergangenen Montag war der Luxusschuster zu Gast in der französischen Botschaft in Berlin und sprach anlässlich des Arte Fashion Weekends über die Macht von High Heels, Fußfetischisten im Allgemeinen und Männer auf Absätzen im Speziellen.

Auf 12 bis 20 Zentimetern ist an einen unbeschwerten Gang oder gar schnelles Laufen kaum zu denken. Allemal ein bedachtsames Schreiten ist auf den High Heels mit der sündhaft roten Sohle möglich. Und das ist ganz im Sinne von Stardesigner Christian Louboutin. Seine Pumps mit den halsbrecherischen Absätzen sollen den Alltag »entschleunigen«. Das mag philosophisch klingen, doch riskieren Frauen auf den exzentrischen Pumps buchstäblich Kopf und Kragen. Ungeachtet dessen erliegt die Damenwelt reihenweise der Theatralik der Louboutin Kreationen, welche selbstredend ihren Preis haben. Der Einstiegspreis für ein Paar Original-Louboutins liegt bei rund 500 Euro, von denen der französische Designer nach eigenen Aussagen jährlich etwa 800.000 Paar verkauft.

Über die Macht der roten Sohle

Angefangen hat alles im Übrigen mit einem Besuch in einem der zahlreichen Pariser Museen. Dort entdeckt der noch 12-jährige Louboutin ein Verbotsschild, auf dem ein Paar High Heels durchgestrichen ist. Eine Banalität möchte man meinen, mit dem lediglich der fragile Boden geschützt werden soll. Doch wirkt jene Darstellung als eine Art Initialzündung und bestimmt ab sofort die Gedankenwelt des jungen Franzosen. Anstatt mit Gleichaltrigen Fußball zu spielen, beginnt Louboutin, Frauenschuhe zu zeichnen – beständig von der Idee getrieben, dem fiktiven Entwurf Leben einzuhauchen.

Sein Weg führt ihn zu Koryphäen wie Roger Vivier und Yves Saint Laurent, von denen er Technik und Geschäftssinn übernimmt. 1991 eröffnet er schließlich sein eigenes Atelier in der beschaulichen Rue Jean-Jacques Rosseau in Paris. Doch etwas an den eigenen Kreationen verstimmt den Jungdesigner. Die Lösung weht ihm in Form des stechenden Geruchs von Nagellack entgegen, den seine Assistentin während einer Anprobe aufträgt, und ihn dazu veranlasst, die bis dato schwarze Sohle komplett mit roter Farbe zu lackieren. Das Alleinstellungsmerkmal von Loubotuin ist gefunden, welches er gekonnt zu vermarkten weiß. Seinen internationalen Durchbruch verdankt er dabei keiner geringeren als Anna Wintour.

Als erste Moderedakteurin überhaupt interviewt Wintour 1992 den damals noch unbekannten Louboutin in Paris. Überrascht von der Freundlichkeit der für ihn unbekannten Amerikanerin, verabschiedet sich der Designer mit der Bemerkung, er verstehe nun, weshalb sie Ice Cream genannt werde. Es erfordert wenig Phantasie, sich die Brüskierung der brünetten Vogue-Chefin mit der markanten Bob-Frisur vorzustellen. Wintours Auftreten in der Modewelt hatte ihr zu dieser Zeit bereits wenig schmeichelhafte Namen wie Stalin auf Stilettos oder eben Ice Queen eingebracht. Der Erfolgsgeschichte von Louboutin hat jene Episode allerdings nicht geschadet.

High Heels zwischen Ästhetik und Fetisch

Seine Leidenschaft für hochhakige Frauenschuhe beruht indes auf dem Bestreben, mit High Heels nicht nur den Gang einer Frau zu beeinflussen, sondern die weibliche Silhouette insgesamt zu verändern. Einzige Voraussetzung: Die Absätze müssen hoch genug sein – eine Leichtigkeit für den Designer. Denn ganz gleich, ob mit auffälligen Pailletten besetzt oder mit Schleifen gekrönt – Pumps mit 12 Zentimeter Absatz nehmen sich gegen die hohen Geschosse seiner Kollektion noch ausgesprochen bescheiden aus. Dass viele Frauen es vor lauter Schmerzen kaum länger als ein paar Stunden in den extravaganten Pumps aushalten, ist dem Luxusschuster nicht unbekannt. Während der Entwicklung eines neuen Modells schlüpfte er selbst einmal in seine Heels, konnte sich in diesen allerdings nicht länger als zwei Stunden auf den Beinen halten.

Mit Vergnügen entwirft Louboutin daher auch Schuhe, welche nicht primär zum Tragen gedacht sind. Für einen Bildband zum Thema Fußfetischisten von David Lynch ließ er beispielsweise eigens eine Kollektion anfertigen, die nur einmal beim Shooting zum Einsatz kam: Schuhe zum Spielzeug umfunktioniert, als Waffe in Szene gesetzt oder auch als weibliches Accessoire im Allgemeinen inszeniert. Eine einfache Arbeit wie sie Louboutin in der Rückschau beschreibt. Weitaus schwieriger gestaltete sich dagegen ein Paar außergewöhnlicher Hochzeitsschuhe, welche – wie die Braut selbst – in eine Art Rüstung gehüllt waren. Eine echte Herausforderung für den Designer, die er im Gegensatz zu den Eheleuten zuletzt meisterte.

Louboutin Schuhe auch für Herren

Seit einigen Jahren entwirft Louboutin im Übrigen auch Herrenschuhe – selbstverständlich präsentiert sich auch das männliche Pendant ebenso exzentrisch wie seine Damenschuh-Kollektion. Von Gentlemen in Absatzschuhen möchte der Designer hingegen nichts wissen – jene Leistenform sei einfach nicht für die männliche Statur gemacht.

Die Dokumentation »Louboutin, High Heels aus Paris« läuft im Rahmen des Arte Fashion Weekends am 27. September um 22.55 Uhr.

 

Bildnachweis:

Arte Fashion Weekend 2014: Louboutin, High Heels aus Paris

 

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