Es gibt Hersteller, die schwören auf Schuhe mit Animal-Print, andere – wie SHOEPASSION.com – legen ihren Fokus auf zeitlose Schuhklassiker. David Bonney hat sein Geschäft bei den Gottlosen gefunden und verkauft diese mittlerweile sogar ins gottesfürchtige Amerika.
Schlicht, pragmatisch und unauffällig. Auf den ersten Blick wirken die Schuhe von David Bonney wie gewöhnliche Sneaker. Entworfen in den Farben Blau, Braun, Grau oder Gelb, ließ sich der gebürtige Ire vom Minimalismus des frühen Bauhaus-Stils inspirieren. Beim Anblick der Sohle wird schnell klar, was die Bonney-Schuhe mit dem charakteristisch schwarzen Kreis an der Ferse so besonders macht. Dort unten prangt in roten Großbuchstaben der Schriftzug »Ich bin Atheist«. Dabei hat David Bonney gar nichts gegen das Christentum oder andere Religionen.
Vom Werbemanager zum Berliner Schuhdesigner
Angefangen hatte alles vor rund sechs Jahren. Damals lebte der heute 35-Jährige noch in London und arbeitete erfolgreich in einer Werbefirma. Doch anstatt weiterhin Produkte zu bewerben, die keine wirkliche Relevanz hatten, wollte er etwas schaffen, das zum Nachdenken anregte. Kurz entschlossen kündigte Bonney seinen Job in London und zog zu seiner Freundin nach Berlin – der Stadt also, welche der US-amerikanische Soziologe Peter L. Berger einst als »Welthauptstadt des Atheismus« bezeichnet hatte. Dort trat er zunächst auf Kleinkunstbühnen als Kabarettist und Sänger auf und arbeitete an einem Konzept. An einem Abend scherzte er schließlich unter Freunden darüber, Schuhe mit einer Flüssigkeit in der Sohle herzustellen, welche deren Träger buchstäblich übers Wasser laufen ließen. Irgendwo an dieser Stelle muss auch das Wort »Atheist« gefallen sein und die Idee zu »Ich bin Atheist« war geboren.
In Eigenregie entwarf Bonney einen Prototyp der heute bekannten Sneaker, dessen Gummisohle er mit drei Lederteilen ausstattete und das bekannte Statement einritzte. Auf dem einen Schuh sind die Buchstaben in Klarschrift zu sehen, die andere Seite zeigt das Bekenntnis in Spiegelschrift. Der schwarze Punkt steht im Übrigen symbolisch für ein schwarzes Loch. Positiv bestärkt durch die große Nachfrage in seinem Freundes- und Bekanntenkreis, stellte er seine gottlosen Treter auf einer Social Media-Plattform ein und wartete ab. Die Resonanz war überwältigend.
Innerhalb von einem einzigen Tag hinterließ die Online-Community über 1.500 Kommentare. Dies war dem selbst proklamierten Ungläubigen Zeichen genug. Via Crowdfunding sammelte der Wahlberliner ein Startkapital von rund 60.000$ und gründete gemeinsam mit zwei anderen Kreativen »The Meaningful Shoe Company«. Wenig später folgte eine eigene Kollektion und ein Showroom in Berlin-Kreuzberg. Die ersten Modelle seiner Kollektion tragen – nicht zuletzt dank seiner langjährigen Erfahrung als Marketingexperte – postmoderne Namen wie »Höllenfeuer Red«, »The Charlie D« oder auch »Gentleman’s Stepper«.
»Atheist«-Schuhe in Berlin
Das David Bonney selbst nicht religiös ist, scheint angesichts seiner Herkunft überraschend. Immerhin wuchs der Schuhdesigner selbst in Dublin auf, einer der katholischen Hochburgen Europas schlechthin. Dort war er aufgrund seiner guten Stimme zwar im Kirchenchor, doch waren Mutter und Vater konfessionslos – sie eine irische Hausfrau, der Vater ein englischer Klempner. Später zog er nach London und machte eine Karriere im Marketing.
Natürlich blieben in der nunmehr zweijährigen Unternehmensgeschichte von »The Meaningful Shoe Company« auch negative Reaktionen nicht aus. Einige Gläubige reagierten wütend auf Bonneys Geschäftsidee und machten ihren Ärger in wüsten Protestnachrichten Luft. Dabei versteht sich der Berliner Schuhdesigner keinesfalls als militanter Atheist, sondern sieht seine Marke stets auch mit einem gewissen Augenzwinkern:
»We’ve aimed for a timeless, distinguishing shoe, inspired by the Bauhaus, with premium materials and a very natural fit. Something Indiana Jones may have worn to a 1930s Berlin cabaret, or something we might yet dance in at the Vatican’s closing party in 2039.«
Gottlose Schuhe verschwinden in den USA
Rund 3.000 Paar seiner gottlosen Sneaker hat David Bonney bisher verkauft. Mittlerweile finden die Schuhe mit der ungewöhnlichen Sohle nicht nur in Berlin Gefallen, sondern auch in Asien, Saudi-Arabien und selbst in den gottesfürchtigen USA. Erst als sich die Nachfragen von amerikanischen Kunden nach der bestellten Ware wiederholten und Lieferungen teilweise spurlos verschwanden, wurde Bonney stutzig. Als Test ließ der Unternehmer – nach eigenen Aussagen – einige Pakete mit und andere ohne das prominente Logo verschicken. Und siehe da: Die nicht markierten Pakete fanden nicht nur problemlos ihre neuen Besitzer, sondern erreichten sogar drei Tage früher ihr Ziel. Eine Geschichte, welche auch in den US-amerikanischen Medien Gehör fand.
Eine englische Version der Schuhe mit Botschaft gibt es nicht und soll auch zukünftig nicht folgen. Stattdessen Modelle für die Kleinen. Auf den Sohlen der Babyschuhe findet man statt des bekannten Bekenntnis’ folgendes: »I believe in Mummy« – im Grunde das perfekte Taufgeschenk.
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